Fibromyalgie-Syndrom (FMS)

Beim Fibromyalgie-Syndrom (FMS) handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung, vor allem Muskeln, Sehnen und Gelenke sind betroffen.

Frauen sind von Fibromyalgie wesentlich häufiger betroffen als Männer, der Altersgipfel liegt in den Wechseljahren (Klimakterium). Insgesamt  geht man von einer Häufigkeit von ca. 2 % in der Gesamtbevölkerung aus (3,4 % Frauen, 0,6 % Männer). Im höheren Lebensalter steigt die Prävalenz (Häufigkeit) auf ca. 7 %. Damit kommt das FMS in dieser Altersgruppe häufiger als z.B. Rheumatoide Arthritis vor. Bei genauer Untersuchung und Anamnese können bei vielen Patienten einige Symptome sogar schon bis in das Jugendalter zurückverfolgt werden.

Die Symptome dieser Erkrankung sind äußerst vielfältig, zusätzlich zu den Schmerzen in verschiedenen Muskeln und Gelenken treten auch Schlafstörungen, Müdigkeit, geringe Belastbarkeit und chronische Erschöpfung auf.

Zu Beginn der Erkrankung kommt es meistens zu Verspannungen, Rückenschmerzen und zu verschiedenen Beschwerden an der Wirbelsäule, später dann zu Schmerzen in Armen und Beinen. Ebenfalls sehr häufig treten verschiedene vegetative Symptome auf, z.B. Tremor (Händezittern), Kälteempfindlichkeit und Frösteln, Herzklopfen, Atembeschwerden und verringerte Leistungsfähigkeit. Weiters kommt es auch zu Missempfindungen (z.B. Brennen, Kribbeln), starkem Schwitzen und zu Beschwerden im Magen – Darmtrakt.

Viele der Patientinnen leiden auch unter Zyklusstörungen und Menstruationsbeschwerden, teilweise kann es auch zu Haarausfall kommen. Auffällig ist auch eine erhöhte Infektanfälligkeit, z.B. häufiges Auftreten von Erkältungen oder Harnwegsinfekten. Der Verlauf der Erkrankung ist sehr individuell, typisch ist aber das abwechselnde Auftreten von schmerzfreien Phasen und starken Schmerzzuständen.

Da sie Symptome des FMS sehr vielfältig sind, war es wichtig, einige der wichtigsten Leitsymptome zu charakterisieren:

  • Schmerz
    Vor allem stammbezogene Muskel und Gelenksschmerzen ( Nacken, Rücken). Diese verstärken sich bei Stress, Kälte und körperlicher  Morgensteifigkeit”. Zusätzlich bestehen oft brennende oder kribbelnde Schmerzen in den Extremitäten (vor allem Hände), eventuell entstehen kurzfristige Gelenksschwellungen. Vor allem die Muskelansätze sind druckschmerzhaft.
  • Kopfschmerzen
    Häufig bestehen diffuse Spannungskopfschmerzen, besonders im Hinterkopf- und Schläfenbereich. Ebenfalls treten häufiger primäre Kopfschmerzformen wie z.B. Migräne oder Clusterkopfschmerz auf.
  • Nicht erholsamer Schlaf
    So gut wie alle Patienten berichten über starke Einschlaf- und Durchschlafstörungen. Der Schlaf wird als nicht erholsam empfunden, die Patienten fühlen sich morgens  “wie gerädert”. Sehr häufig wird über starkes nächtliches Schwitzen berichtet.
  • diffuse abdominelle Beschwerden
    Häufig besteht ein Reizdarmssyndrom – Colon irritable – es kommt zum Wechsel von Durchfällen und Verstopfung. Zusätzlich können auch verschiedene Nahrungsmittelunverträglichkeiten auftreten. Weiters kommt es auch oft zu Sodbrennen und Gastritis.
  • Reizblase
    Häufiger Harndrang, Nykturie (nächtlicher Harndrang) und häufige Blasen- und Harnwegsinfekte sind oft Symptome des FMS.
  • Menstruationsbeschwerden
    Viele Patientinnen berichten von Zyklusstörungen, Zwischenblutungen und schmerzhafter Regelblutung. Oft besteht auch ein verstärktes PMS (prämenstruelles Syndrom) mit Brustspannen und Gereiztheit. In vielen Fällen können auch Ovarialzysten sonographisch nachgewiesen werden. Viele Patientinnen berichten über Libido- und Orgasmus-Störungen. Bei Männern kommen oft Erektions- und Libido-Störungen vor.
  • Erschöpfung und Müdigkeit 
    Eines der für die Patienten am meisten belastenden Symptome sind chronische Erschöpfung und Müdigkeit, dazu kommen Konzentrations-und Merkfähigkeitsstörungen. Diese Symptome sind für den Patienten im Berufsleben stark einschränkend und führen oft zu sozialem Rückzug.

Neben diesen Leitsymptomen gibt es noch verschiedene andere Begleitsymptome, die von Patient zu Patient unterschiedlich ausgeprägt sind.

Häufig handelt es sich um vegetative Beschwerden: Herzklopfen, Herzrasen, Engegefühle in der Brust, Zittern (Tremor), Durchblutungsstörungen und Kältegefühle in den Extremitäten (ähnlich einem Raynaud-Syndrom).

Auffallend sind auch eine erhöhte Infektanfälligkeit z.B. häufige “grippale Infekte”, Harnwegsinfekte, Sinusitiden (Nasennebenhöhlenentzündungen) und Tonsillitiden (Mandelentzündungen).

Sehr häufig kommt es zu Hitzewallungen und zum Auftreten von subfebrilen Temperaturen (37.0 – 37.5 Grad). Im Bereich der Augenheilkunde wird von “trockenen Augen”, Juckreiz, Brennen und teilweise von verschwommenen Sehen berichtet. Im orthopädischen Bereich finden sich häufig Bandscheibenschäden, Meniskusschäden und diverse Abnützungserscheinungen.

Sowohl die Ursache und die Entstehungsmechanismen der Fibromyalgie sind heute noch zum größten Teil ungeklärt. Die medizinische Forschung geht von einer Vielzahl vom psychischen, hormonellen und sozialen Einflüssen aus. Es wurde ein Zusammenhang mit Virusinfektionen vermutet, da viele Fibromyalgie-Symptome zum ersten mal nach einer durchgemachten Virusinfektion beobachtet wurden. Allerdings wurden bei vergleichenden Blutuntersuchungen kaum Unterschiede im Antikörperstatus zwischen Fibromyalgie-Patienten und gesunden Personen gefunden.

Fibromyalgie tritt überdurchschnittlich oft im Zusammenhang mit Depressionen und Angsterkrankungen auf.  Da es bei Fibromyalgie zu sehr vielen verschiedenen Symptomen kommt, die auch von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein können, vergehen im Schnitt  leider oft 6-8 Jahre bis zur Diagnosestellung.

In unserem Schmerztherapie Zentrum wird zuerst ein ausführliches Erstgespräch geführt. Wichtig sind auch eine genaue körperliche Untersuchung und eventuelle zusätzliche Labor- und Röntgenuntersuchungen um andere Ursachen, wie z.B. hormonelle Störungen, ausschließen zu können. Wichtig für die Diagnose ist die genaue und ausführliche Krankengeschichte.

Bei der Behandlung wird vor allem auf Beratung und Unterstützung des Patienten Wert gelegt. Gemeinsam mit dem Patienten wird ein Behandlungsplan und ein Therapieziel erstellt.

Hier haben sich vor allem psychosomatisch orientierte Psychotherapie, Entspannungstherapien, Osteopathie und Hypnose als hilfreich erwiesen.

Ebenfalls unterstützend wirken PhysiotherapieMassagen und und das Erlernen verschiedener Entspannungstechniken.

Unverzichtbar ist auch der Einsatz von bestimmten Antidepressiva, diese heben die Schmerzschwelle an und die Patienten können sich besser von ihren Schmerzen distanzieren. Hier findet vor allem SAROTEN, ein tricyclisches Antidepressivum Anwendung. Es wirkt schmerzdistanzierend und hilft vor allem bei Schlafstörungen.

Ein weiteres Antidepressivum ist das neuartige CYMBALTA, es hebt ebenfalls die Schmerzschwelle und wirkt aktivierend auf den Patienten. Sozialer Rückzug und Vereinsamung können damit aktiv behandelt werden. Als ebenfalls effektiv haben sich bestimmte Antiepileptika z.B LYRICA (Pregabalin) und das schwache Opioid TRAMAL (Tramadol) erwiesen.

Nicht empfohlen für die Schmerztherapie bei Fibromyalgie werden NSAR (Nicht Steroidale Antirheumatika), da sie aufgrund ihrer Nebenwirkungen nicht lange eingesetzt werden können und diese weiters nicht sehr effektiv bei FMS- Schmerzen sind. Das wichtigste bei der Behandlung der Fibromyalgie ist, sich viel Zeit für den Patienten zu nehmen, ihm unterstützend und beratend zur Seite zu stehen.

Da von den Symptomen bei FMS alle Aspekte des Lebens betroffen sind (bio-psycho-soziales Modell), müssen auch alle Lebensbereiche des Patienten berücksichtigt und in die Therapie mit ein bezogen werden.

Bilder und eine ausführliche Abhandlung über Fibromyalgie finden Sie hier…